Zu Beginn der 1990er Jahre überlegte Familie Schönwald, was sie nach der Wende gern neues machen wollten, zu einer Zeit als die Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern an alle Türen klopfte. Sie bereisten viele Gaststätten und interessante Orte, sammelten Eindrücke und entdeckten 1997 die Kirchstraße 40 in Tangermünde, ein baufälliges Mehrfamilienhaus, dass im frühen 17. Jahrhundert errichtet wurde, zum damaligen Zeitpunkt aber sehr verwohnt und vom Zahn der Zeit angegriffen war.
Die Bauarbeiten wurden mit dem Herausreißen der alten Wandverkleidungen begonnen. Oft kam hinter den Wänden eine alte Tür, eine ausgelatschte Holzdielung oder eine schiefe Lehmwand zum Vorschein. Teile des Dielenbodens waren so beschädigt, dass sie aufgenommen werden mussten. Die Handwerker wollten die alten Holzbretter am liebsten verheizen, doch Oma Erika und Ute setzten sich durch. Der Boden wurde so zurecht gestückelt, dass nur in der Ecke (in der heute der Tresen steht) Fliesen verlegt werden mussten. Oma Erika zählte die Bretter täglich mehrfach durch, um sie vor der Kreissäge zu retten. Unter dem Fußboden fanden sie viele Griffelstücke und Rechenstäbchen. Das stieß die Familie darauf, mehr über die Geschichte des Hauses erfahren zu wollen. Dabei kam zur größten Freude aller heraus, dass das Gebäude bis 1919 nicht nur als Wohnung des Küsters und Kantors, sondern auch als Elementarschule genutzt worden war.
Schon kam die Idee, was aus dem Gebäude wieder neu entstehen sollte - eine alte Schule.
Schnell stieß man mit den Vorstellungen, wie dieses Haus renoviert werden könnte mit den Handwerkern aneinander: die einen wollten strahlend weiße Wände und ein gerades Gebäude, Familie Schönwald wollten eine authentische Schieflage und ein altes, gemütliches Haus. Was heute als der Slogan "Geschichte hautnah erleben!" selbstverständlich ist, war damals ein harter Kampf. Schon die Auswahl der Baumaterialen glich einer Odyssee - z.B. wollte niemand Lehm verarbeiten, Erika und Ute experimentierten lange mit dem altbewährten Baumaterial, fanden heraus, wie Lehm verarbeitet werden kann und wann er an den Wänden haften bleibt.
Beim Abklopfen des Putzes wurde schnell deutlich, dass die dahinter liegenden Balken nicht tragfähig waren, allein das Frontfachwerk musste fast gänzlich ausgetauscht werden. Dank der aufwendigen Baumaßnahmen eröffneten die Exempel Gaststuben nicht wie geplant zum Burgfest, sondern erst zum ersten Weihnachtsfeiertag 1997.